Unfall- & Notfallinformatik (A&EI)

Forschungsziel
Unfall- und Notfallinformatik (A&EI) ist die Wissenschaft von der systematischen Erfassung und Bereitstellung medizinischer Daten (z.B. elektronische Gesundheitsakte) sowie sensorischer Daten der Umgebung des Menschen (z.B. Beschleunigungs-Sensorik im Fahrzeug), deren syntaktische und semantische Integration und Analyse, um Unfälle oder medizinische Notfälle zu prognostizieren, zu vermeiden oder deren negative Auswirkungen auf das betroffene Individuum zu lindern.
Kernmission der A&EI ist es also, Leben zu retten – einerseits durch das Zusammenführen und Auswerten von medizinischen und nicht-medizinischen Daten und andererseits durch den Einbezug von Entscheidungsträgern, gestaltenden Akteuren und anderen Stakeholdern aus Politik, Infrastrukturplanung, Gesundheitswesen und Industrie in dieses neuartige transdisziplinäre Forschungsfeld.
Forschungsgegenstand
Methodisch steht die Konzeption (syntaktische und semantische Interoperabilität), der Aufbau (zumindest als Prototyp) und der Betrieb (zumindest als Feldversuch) von Sensor-erweiterten medizinischen Informationssystemen im Mittelpunkt der Forschung. Hier sind folgende Fragestellungen weiter zu erforschen:
- Datenerhebung: A&EI beschäftigt sich mit der sensorunterstützten Echtzeiterhebung von ereignisbasierten unfall- und notfallbezogenen Daten. Diese müssen in Wohnungen, Fahrzeugen, am oder im Körper geeignet erhoben werden. Während PKWs bereits heute mit umfassender Sensorik ausgestattet sind (z.B. Temperatur- und Regensensor, GPS, Geschwindigkeit, Sitzbelegung (Gurte), Airbags und Assistenzsysteme), müssen die häusliche Lebensbereiche noch mit spezieller Sensorik ausgerüstet werden.
- Datenmanagement: Unfall- und Notfalldaten müssen in geeigneten Registern gespeichert werden. Hierbei ist syntaktische und semantische Interoperabilität im Einklang mit den strengen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit eine Kernanforderung und gleichermaßen auch Kernkompetenz des PLRI.
- Datenintegration: Die Verknüpfung von sensorgestützten Ereignisdaten mit medizinischen Daten wird ein besseres Verständnis über Unfälle und Notfälle fördern. Hierzu sind Register-übergreifende, geeignet verschlüsselte Identifikationen notwendig, die aus Orts- und Zeitstempeln generiert werden können und in bestehende Register integriert werden müssen.
- Datenanalyse: Um gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen oder medizinischen Notfällen zu ergreifen oder die negativen Auswirkungen dieser vermindern zu können, müssen die integrierten Daten analysiert werden. Langfristiges Ziel sind Alarmgeneratoren, die ein Verhindern für das Individuum kritischer Situationen ermöglichen.
Die Informationssysteme der Unfall- und Notfallinformatik, die am PLRI erforscht werden, gehören dabei zu verschiedenen Anwendungskontexten:
- Umgebung (z.B. Smart City)
- Wohnraum (z.B. Smart Home)
- Fahrzeug (z.B. Smart Car)
- Am Körper (z.B. Smart Wearable)
- Im Körper (z.B. Smart Implant)